Vor 65 Jahren wurden die deutschen Bewohner und Bürger von den Tschechen aus ihren Wohnungen und Häusern getrieben, in Lagern eingesperrt und nach monatelanger Zwangsarbeit unter Zurücklassung ihres gesamten Hab und Gutes aus ihrer angestammten sudetendeutschen Heimat vertrieben. Ab 1964/ 65 konnten in jahrzehntelangen Bemühungen wichtige Andenken, Dokumente, Fotoalben, Bilder, Landkarten, Bücher und viele persönliche Dinge und sonstige Kulturgüter aus der alten Heimat zurück gekauft und gesammelt werden.
So entstand das Saazer Heimatmuseum. Es soll über die Menschen und das Land, das sie über Jahrhunderte bewohnt und gestaltet haben, Auskunft geben. Der Fortbestand und der Erhalt des Heimatmuseums mit inzwischen über 3000 Exponaten ist durch die Einbringung in eine Stiftung unseren Nachkommen gesichert worden. Das wurde am 24.Mai 2010 gefeiert.
Dr. Gerhard Illing bei der Übergabe weiterer Inventarlisten der neu eingegangenen Exponate
Im renovierten „Markgräflichen Schlösslein“ in Georgensgmünd in Mittelfranken begrüßte Herr Dr. Gerhard Illing als Vorsitzender der Stiftung die im Vortragssaal versammelten Gäste übergab die Stiftungsurkunde dem Museum und schilderte den Aufbau des Museums. Er begann mit dem Hinweis auf die an den Wänden des Saales angebrachten Gemälden mit Motiven aus dem Saazerland, darunter auch 10 Gemälde von dem bekannten Saazer Kunstmaler Hugo Gatscher. Frau Heidi Hedrich, die Tochter und Erbin hatte diese Gemälde im Wert von etwa 5.000,-€ der Stiftung Saazer Heimatmuseum überlassen.
Der 82 jährige Stiftungsgründer und Vorsitzender des Kulturkreises Saaz zeigte sich erfreut darüber, dass es erreicht wurde die teilweise mühselig beschafften Kulturgüter aus Saaz und dem Saazerland, das fast ein Jahrtausend von deutschsprachigen Bewohnern gestaltet wurde, in einem Heimatmuseum unseren Nachfahren, unseren Enkeln und Urenkeln weitergeben zu können. Das war nur durch die Mithilfe vieler Saazer Mitbürger und der Unterstützung durch den Landkreis Roth und der Gemeinde Georgensgmünd möglich.
Der Grundsstein zu diesem Museum wurde von Frau Berta und Herrn Hermann Wurdinger gelegt. Sie begannen ab 1965, während des sogenannten „Prager Frühlings“ unter dem Präsidenten Alexander Dubček (1963 – 1968) mit dem Kauf und Sammlung der gestohlenen Wertgegenstände in Žatec/Saaz. Ein Raum im Haus der Wurdingers in der Gartenstraße 6 in Georgensgmünd war bald überfüllt mit vielen Exponaten die an Saaz, unsere alte Heimat erinnerten.
Das war der Beginn des Aufbaues der Saazer Stube, eines Museums. Eine Reihe Saazer Mitbürger gründeten am 9.April 1983 den Kulturkreis Saaz e.V. mit Sitz in der Stadt Roth in Mittelfranken mit dem Ziel „Beschaffung und Bewahrung deutschen Kulturgutes aus Saaz und dem Saazerland“. Die Mitglieder unterstützten die Bemühungen der Familie Wurdinger weitere Andenken zu erwerben. Die guten Beziehungen zu Roth ermöglichten in 1987 die Unterbringung der inzwischen ansehnlichen Sammlung in einem Raum im Landratsamt von Roth.
Für großes Interesse sorgten die gut gefüllten Bücherregale des Heimatmuseums
Bei den wiederkehrenden Heimattreffen der Saazer in Roth bestand eine gute Gelegenheit unserer Landsleute die „Saazer Heimatstube“ zu besuchen. In den folgenden Jahren konnten weitere kulturell wertvolle Andenken aus Žatec/Saaz erworben werden, darunter wertvolle Dokumente die aus dem 14 Jahrhundert stammten und mit der Feder des Johannes Henslin, genannt „Johannes von Saaz“, geschrieben wurden.
Der Raum im Landratsamt von Roth wurde bald viel zu klein. Wiederum musste Hermann Wurdinger viele Kulturgüter in seinem Haus aufbewahren. Da ergab sich die Gelegenheit in dem von der Gemeinde Georgensgmünd das nahe der Brücke über die fränkische Rezat in 1666 erbaute, jetzt neu renovierte „Markgräflichen Jagdschlösslein“ zwei Räume für die Ausstellung der musealen Gegenstände zur Verfügung zu bekommen, dazu noch weitere Aufbewahrungs- und Lagermöglichkeit im Dachspeicher.
Am 5.Juli 1999 erfolgte der Umzug. Der Landkreis Roth unterstützte die Nutzung der Räumlichkeiten seither mit einem jährlichen Zuschuss von 6.200,- DM = 3.170,- €, wofür sich die vertriebenen Mitbürger vielmals bedanken. Der Kulturkreis Saaz.V. konnte inzwischen die Saazer Heimatstube durch Einbringung weiterer wertvoller Stücke in ein „SAAZER HEIMATMUSEUM“ überführen. Die Gäste hatten damit die Gelegenheit der Besichtigung der inventarisierten Exponate.
Vorher übergab Horst Helmer als Stiftungsbeirat dem Gründer der Stiftung und Stiftungsvorsitzenden eine Urkunde zur Feier der Stiftungsgründung SAAZER HEIMATMUSEUM am 24. Mai 2010 in Georgensgmünd und als Gabe für die Stiftung Saazer Heimatmuseum die Fahne der Stadt Saaz. Die 1,7 x 2,3 m große Fahne wurde in Žatec gefertigt. Sie soll, wie die gesammelten Güter künftige Generationen auf die vielhundertjährige Geschichte der deutschen Stadt Saaz und auf ihre historische Bedeutung hinweisen.
Die Besichtigung der vorhandenen ansehnlichen Sammlung zeigte auch hier die Raumnot. Viele Urkunden Dokumente und vor allem Bilder und Fotos sind PC-gescannt und archiviert und können nur am Bildschirm gesehen werden. Herr Hermann Wurdinger Jun. betreut seit fünf Jahren das Heimatmuseum und kann interessierten Besuchern bei der Suche nach bestimmten Vorgängen helfen
Es ist vorgesehen Besuchergruppen, vor allem auch Schüler einzuladen, um die Geschehnisse der Vertreibung und das Wissen über die beinahe tausendjährige Vergangenheit von Saaz weiterzugeben. Darum wird sich die Vorstandschaft der Stiftung kümmern.
Mit der Bürgermeisterin Frau Eva Loch, die auch unter den Gästen war, laufen Verhandlungen weitere Ausstellungsräume zu bekommen. Nur das Schlösslein ist ein multifunktionell genutztes Gebäude für die gesamte Bevölkerung. So werden die Räumlichkeiten im ersten Stockwerk von der Volkshochschule und für Ausstellungen
benötigt. Wie in der Vergangenheit so wird sich auch hier wieder eine Lösung finden.
Das Museum ist ein Mahnmal gegen das Unrecht der Vertreibung der deutschen Bewohner aus ihrem Land. Die Erhaltung und Gestaltung ist eine Verpflichtung.
Dr. Gerhard Illing
Vorstandsvorsitzender Stiftung Saazer Heimatmuseum
Groß-Umstadt, 23.Juni 2010